Rückschau 2024


  

2. + 3. März 2024

miserere

Passionskonzert mit Musik von

Raffaella Aleotti (ca. 1575 – ca. 1646) und Francis Poulenc (1899 – 1963)  

 

Kammerchor amici del canto

Dennis Hansel-Dinar, Leitung

 

Zwischenmusiken: 

Hannah Vahrenkamp & Mai Nguyen, Violine | Claus Fabienke, Orgel

 

Programm

EXAUDI DEUS

Aschermittwoch bis 3. Fastenwoche

 

Josquin Desprez (ca. 1452–1521) 

Qui habitat in adiutorio altissimi á 24 (aus Psalm 91) 

 

Ola Gjeilo (*1978)

Kyrie

 

Raffaella Aleotti (1575–ca.1646) 

Exaudi Deus orationem meam (Psalm 54)

 

Francis Poulenc (1899–1963)

Timor et tremor (Übersetzung siehe unten)

(Auszüge aus Psalm 54 und Psalm 30)

 

Johann Sebastian Bach (1685–1750) 

Konzert d-moll 

für 2 Violinen, Streicher und Continuo 

1. Satz „Vivace“ 

DILIGAM TE DOMINO

4.–5. Fastenwoche 

 

Raffaella Aleotti

Audivi vocem de coelum duorum 

Angelorum (aus der Offenbarung des Johannes)

 

Francis Poulenc

Sanctus / Benedictus

 

Raffaella Aleotti

Iubilate Deo omnia terra (Psalm 99)

Diligam te Domino (Psalm 17)

 

Moritz Moszkowski (1854–1925) 

Suite in g-moll op. 71

für 2 Violinen und Klavier

2. Satz „Allegro Moderato“

TENEBRAE

Sacrum Triduum

 

Thomas Tallis (1505–1585 )

Lamentations 1

 

Raffaella Aleotti

Miserere mei, Deus (Psalm 51)

 

Francis Poulenc

Tristis est anima mea (Übersetzung siehe unten)

Liebe Zuhörer*innen,

wir freuen uns, dass Sie den Weg in unser Konzert gefunden haben. Wir singen Motetten, deren Texte im liturgischen Kalender für das Stundengebet der Passionszeit vorgesehen sind, beginnend am Aschermittwoch bis zu den „Tenebrae“-Gottesdiensten am Gründonnerstag, Karfreitag und am Karsamstag.

 

Die Organistin, Komponistin und Dirigentin Raffaella Aleotti lebte von ca. 1575–1646 in der Nähe von Ferrara, Norditalien. Als Tochter des Hofarchitekten Giovanni Battista Aleotti geboren, wird sie als junges Mädchen von den beiden Hofmusikern Ercole  Pasquini und Alessandro Milleville in Orgelspiel und Komposition unterrichtet. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Rufname noch Vittoria Aleotti, was der Musikwissenschaft für einige Zeit Rätsel aufgegeben hat. Auf Empfehlung ihrer Lehrer geben die Eltern Vittoria ins etwa 30 Kilometer entfernte Kloster San Vito, dessen Orchester und dessen hervorragende musikalische Ausbildung in zahlreichen Quellen gerühmt wird. An diesem Kloster wird Aleotti bis zu ihrem Tod in 1646 bleiben, von Musikern hochgeschätzt und regelmäßig von kunstliebenden Fürsten besucht. Bereits 1591 - Vittoria ist gerade 16 Jahre alt - wird eines ihrer Madrigale in der Sammlung „Il Giardino de‘ Musici Ferraresi“ veröffentlicht. Zwei Jahre später veröffentlicht sie einen eigenen Band mit Madrigalen, und noch im selben Jahr ihre „Sacrae Cantiones“ für 5 bis 10 Stimmen, die bereits unter ihrem Ordensnamen Raffaella Aleotti erscheinen. Alle Motetten des heutigen Abends entstammen dieser Sammlung.

 

Francis Poulenc erlebte im Jahr 1936 einen einschneidenden Wendepunkt: Nach dem Unfalltod eines guten Freundes und einer davon inspirierten Wallfahrt zur schwarzen Madonna von Rocamadour wandte er sich verstärkt der Komposition geistlicher Chormusik zu, komponierte noch im selben Jahr seine „Litanie à la Vierge Noire“, und in den Folgejahren eine a cappella-Messe in G-Dur und einen Zyklus von vier Passionsmotetten. Die Messe widmete er dem Andenken seines Vaters, die Motetten sind Musikpersönlichkeiten aus Poulencs Umfeld gewidmet. Sie hören Sanctus und Benedictus aus der Messe, sowie die erste und die letzte der Motetten: „Timor et tremor“ über eine Textzusammenstellung aus den Psalmen nach dem Vorbild einer Motette von Orlando di Lasso, und „Tristis est anima mea“, deren Text der Szene im Garten Gethsemane entnommen ist und dem morgendlichen Stundengebet des Karsamstag entstammt.

 

Drei umfangreiche Motetten runden das Konzert ab: Da ist zunächst die Vertonung des „Kyrie“ von Ola Gjeilo als Gegenpart zum später auftretenden Sanctus und Benedictus von Poulenc. Da ist desweiteren die 24stimmige, aus 4 sechsstimmigen Kanons aufgebaute Psalmmotette „Qui habitat in adiutorio altissimo“ von Josquin Desprez, der 70 Jahre vor Raffaella Aleottis Geburt für ein Jahr unter Ercole I. d‘Este am Hof von Ferrara diente. Im letzten Teil des Konzerts, dessen Stücke sämtlich für die Karwoche komponiert wurden, hören Sie die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen „Lamentations 1“ von Thomas Tallis, aus den Klageliedern des Jeremia, komponiert für die Lesung in der Karmette am Gründonnerstag.

 

Dazu hören Sie konzertante Musik für 2 Violinen und Tasteninstrument. Das Doppelkonzert in d-moll von Johann Sebastian Bach entstand wahrscheinlich zu Bachs Leipziger Zeit in 1730–31. Im Original für 2 Violinen, Streicher und Orgel geschrieben, arbeitete Bach das Konzert später für zwei Cembali und Streicher um. Sie hören es heute in einer Bearbeitung für 2 Violinen und Orgel. Über den 1854 in Breslau geborenen Moritz Moszkowski schrieb der Pianist Ignatz Paderewski: „Nach Chopin versteht er am besten, wie man für Klavier schreiben muss.“ Moszkowskis Werke, die heute eher unbekannt sind, waren zu seinen Lebzeiten sehr beliebt. Die „Suite in g-moll“ wurde 1903 veröffentlicht. Im Original für 2 Violinen und Klavier geschrieben, hören Sie heute zwei Sätze der Suite in einer Bearbeitung für 2 Violinen und Orgel.

 

Wir wünschen Ihnen und uns einen besinnlichen Konzertabend.

Mitwirkende

Hannah Vahrenkamp (Violine)

ist 13 Jahre jung, in Wuppertal geboren und aufgewachsen. Mit 6 Jahren begann sie an der Bergischen Musikschule in der Klasse von Jörg Kramer Geige zu spielen. Schon ein Jahr später gewann sie einen 1. Preis bei Jugend musiziert. Seitdem nimmt sie regelmäßig am Wettbewerb teil, auch während der Corona-Pandemie, und gewann in den Kategorien „Duo mit Klavier“, zusammen mit Arman Saakyan; „Streicherkammermusik“, zusammen mit Luise Seebohm und Mai Nguyen; und „Solo“ jeweils 1. Preise. Hannah spielte von Anfang an sehr gern in den verschiedenen Orchestern der Bergischen Musikschule. Aktuell spielt sie sehr engagiert im Jugendorchester, unter der Leitung von Bruno Ventocilla. Die Sommerferien verbringt sie häufig bei ihren ebenfalls musizierenden Verwandten in Frankreich, wo sie mit großer Begeisterung an Musik- und Orchesterfreizeiten teilnimmt.

Mai Nguyen (Violine)

ist 14 Jahre alt und spielt seit ihrem fünften Lebensjahr Geige. Sie kam über das Mäuse-Orchester mit sieben Jahren an die Bergische Musikschule. Seit dieser Zeit hat sie in zahlreichen Kammermusik-Formationen mitgewirkt und ist auch Preisträgerin im Duo Violine und Klavier bei internationalen online Wettbewerben während der Pandemie. Auch in der Kategorie Violine solo hat sie beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ immer erste Preise im Landeswettbewerb erhalten. Mit elf Jahren wurde sie in die Deutsche Streicher-Philharmonie aufgenommen und spielt seit einiger Zeit auch im Kinderorchester NRW. Darüberhinaus ist sie Mitglied im Jugend-Sinfonie Orchester der Bergischen Musikschule. Mit Hannah Vahrenkamp verbindet sie eine langjährige musikalische Erfahrungen in unterschiedlichen Ensembles. Das Duo-Spiel macht beiden besonders viel Freude, und sie erweitern stetig ihr Repertoire.

Claus Fabienke (Orgel)

studiert nach ersten Lehrjahren an der Jugendmusik- und Kunstschule in seiner Heimatstadt Bruchsal (Kreis Karlsruhe) Klavier im Diplomstudiengang „Musiklehrer“ an der Staatlichen Musikhochschule in Trossingen (Schwarzwald). Neben Ausübung des Lehrerberufes an der dort ansässigen Musikschule absolvierte er ein Aufbaustudium in den Fächern Kammermusik / Liedgestaltung, das er im Febuar 2004 mit „gut“ abschloss. Claus Fabienke lebt seit 2004 in Wuppertal und ist seit Herbst 2005 Kirchenmusiker der Evangelischen Gemeinde Schellenbeck-Einern. 

Texte – Übersetzungen

Tristis est anima mea

Tristis est anima mea usque ad mortem:

Meine Seele ist traurig bis zum Tode:

sustinete hic, et vigilate mecum:

Haltet hier stand und wacht mit mir:

nunc videbitis turbam, quæ circumdabit me.

Nun werdet ihr eine Menge sehen, die mich umgibt.

Vos fugam capietis, et ego vadam immolari pro vobis.

Ihr werdet die Flucht ergreifen, und ich werde gehen, mich für euch zu opfern.

Ecce appropinquat hora, et Filius hominis tradetur in manus peccatorum.

Die Stunde rückt heran, und der Menschensohn

wird in die Hände der Sünder ausgeliefert werden.

Vos fugam capietis, et ego vadam immolari pro vobis.

Ihr werdet die Flucht ergreifen, und ich werde gehen, mich für euch zu opfern.

Timor et tremor

Timor et tremor venerunt super me,

Furcht und Zittern sind über mich gekommen

et caligo cecidit super me:

und Finsternis hereingebrochen über mich:

miserere mei Domine, 

Erbarm Dich meiner, Herr, erbarme Dich,

quoniam in te confidit anima mea.

da meine Seele ganz auf Dich vertraut.

Exaudi Deus deprecationem meam

Gott erhöre mein Gebet,

quia refugium meum es

tu adjutor fortis.

denn Du bist meine Zuflucht und mein starker Beistand.

Domine, invocavi te, non confundar.

Herr, ich habe Dich gerufen, auf dass ich nicht verloren gehe.

Kammerchor amici del canto e.V. c/o Ilka Polanz, Friedensstr. 2, 42349 Wuppertal, Tel: 0202/86108, Email: amici.del.canto@gmx.de

 

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